„THE NEW NORMAL“ verweist auf eine Welt, die sich seit 2020 vor dem Hintergrund eines unsichtbaren Virus sichtbar verändert hat. Spürbare Veränderungen haben sich aber schon längst vorher breit gemacht. Echte Stille – im Sinne von Ruhe und Geräuschlosigkeit – ist selten geworden. Unsere ständige Erreichbarkeit vor allem via Smartphone verhindert oft Entspannung (d.h. eine Auszeit verbunden mit dem Blick nach Innen), die wir für unser Wohlbefinden aber dringend brauchen.st sich mit der Veränderung von Gewohnheiten unter den Bedingungen der Corona Pandemie.
Der künstlerische Zugriff auf die Vermittlung des Zustandes der Stille kann in besonderer Weise über eine Farbwahl erfolgen. Wir erleben laute und leise Farben, schreiende und schweigende.
In ihrem Buch „Wie Farben wirken“ (1999) verweist Eva Heller auf der Basis einer Befragung von 1888 Personen auf deren Farbempfindungen in Bezug auf vierzig verschiedene Begriffe. Die Farbe, die den Zustand der „Stille“ am deutlichsten repräsentiert, ist für die Befragten Blau, gefolgt von Weiß, Grün, Schwarz und Grau. Schon für Kandinsky war Blau das „Element der Ruhe“.
Das Ausstellungskonzept zum Thema „STILLE“ beinhaltet aber nicht die kategorische Abwesenheit aller anderen Farben. Möglicherweise hält das Schreiende auf einen verhältnismäßig kleinen Raum gedrängt die umliegenden stillen Bereiche kaum aus und verdeutlicht mittels dieses Kontrastes die Kraft der Stille.
Natürlich breitet sich das Empfinden von Stille nicht nur über die Farben an sich, sondern auch über die gewählten Formen und kompositorischen Entscheidungen aus.
Zuletzt sei noch erwähnt, dass Stille sich auch im negativen Erleben äußern kann: die lähmende, angstbesetzte Stille vor dem Sturm, Stille aufgrund von Einsamkeit, Isolation.
Die Auseinandersetzung mit dem Thema wirft existentielle Fragen auf. Kollabiert mittelfristig zumindest in Teilen unser lauter, schreiender Alltag oder schreitet er weiter voran? Die Ausstellung der Produzentengalerie 42 schaut grafisch, malerisch, skulptural und fotografisch hin und gibt der Stille eine Chance, ein künstlerisches Gesicht.
MICHAELA DÜLLBERG ∙ PETRA EICK ∙ HEIDE MÖLLER ∙ MONIKA PFEIFER ∙ ANNELIE SONNTAG ∙ WENDY WENDRIKAT ∙ GABRIELE WIRTHS
Ausstellungsort:
Produzenten-Galerie 42
Arneckestr. 42
44139 Dortmund
Ausstellungsdauer:
26. September – 24. Oktober 2021
Öffnungszeiten:
Do, Fr, So 15-18 Uhr